Berichte des hofmeisterlichen Kartografen Sigismund Bärlein Meilenstein
Aus seinem Werk "Ein Leben auf Reisen", im Jahre 57 ndK/ndR
Nun, da mir die Aufgabe unserer hochgeschätzten, königlichen Majestät zu Teil wurde, unser Land zu bereisen und zu erkunden, möchte ich mich vorne weg, den werten Wissbegierigen, vorstellen. Wie bereits im Titel dieses Schriftstückes erwähnt, lautet mein Name Sigismund Bärlein Meilenstein.
Zugegeben, Meilenstein verwende ich als Künstlernamen, denn als jenen sehe ich mich, auch wenn meine Kunst im eigentlichen Sinne wohl von den Wenigsten, als diese erkannt wird.
Mein Vorname Sigismund übernahm ich am Tage meiner eigenen Geburt von meinem werten Herrn Vater Lord Sigismund Barstein III. Demnach wäre ich Sigismund Barstein IV.
Bärlein, so man dies als einen Namen anerkennen mag, war der Kosename des Vaters meiner Mutter und da der einstige Hofmarschall des Königs überhaupt erst für den Wohlstand meiner Familie gesorgt hat, gab mir meine werte Frau Mutter diesen Namen in Anerkennung seiner Dienste für uns mit. Mich hat dies nie sonderlich gestört, sieht man von den neckischen Spötteleien meiner Mitschüler in den frühen Jahren meiner Jugend einmal ab. Doch die Schule konnte ich ohne größere Schäden hinter mich lassen.
Doch nun genug der Worte zu mir, möchte ich die hochgeschätzten Leser dieses Werks nicht mit Einzelheiten zu meiner Person langweilen, sei es auch schon aus dem Grund, da ich erhoffe, dass man dieses Sammelwerk an Reiseberichten und Karten auch noch viele Jahre nach meinem Ableben studieren wird. Und wenn es den Lesern auch nur annähernd wie mir geht, so langweilen die Kleinigkeiten über das Leben des Schreibers doch mehr, als dass man sie sich merken wird.
Vor vielen Jahren beauftragte mich seine königliche Majestät Ilris II. von Mandum’n damit, unser wunderschönes Land Nagrias zu bereisen und die wichtigen Orte zu benennen, oder, so sie schon einen Namen besaßen, zu vermerken, sodass sich eine zusammenhängende Karte ergebe.
Ich habe mich dieser Aufgabe selbstverständlich gestellt, und ohne mich selbst in den höchsten Tönen zu loben, habe ich ein, meines Erachtens, gutes Gesamtwerk hervorgebracht.
Sicherlich war es nicht immer einfach, die Orte zu erreichen. Denn man bedenke, dass ich mich zu Zeiten des großen Krieges gegen die Magier auf den Weg machte. Meine Aufgaben führten mich nicht selten entlang der unterschiedlichen Fronten, seltener über diese hinaus und noch seltener auf unmittelbarem Weg wieder zurück. Sicherlich nenne ich meine Reise eins: aufschlussreich. Und ich kann einem jeden versichern, der sich nun sorgt, ich habe jegliche Grenzverschiebungen, die sich während des Krieges zugetragen haben, aufs Genaueste dokumentiert.
Aber hier möchte ich nur jene Grenzen erwähnen, die sich nach dem Krieg gebildet haben und wenn man es genau nimmt, dann geht es lediglich um die Grenze der Stadt Sillisyl.
Um es den Lesern zu ersparen, sich durch unzählige Erzählungen meiner Reise zu quälen, nur um am Ende eine Enttäuschung zu erfahren, nehme ich dies bereits hier vorweg: Ich habe die Stadt der Magier nie selbst betreten und kann daher keine Auskunft geben, wie es im Inneren aussieht.
Doch nun genug der Vorgeschichte. Ich möchte mit meinem Bericht beginnen und da es sich anbietet, werde ich am Anfang anfangen.
Bericht 1: das Königreich Mandum